Konkurrenz für die Banken

Innovative Firmen entwickeln e-Mail-basierte Überweisungssysteme, Netzwerke für preiswerten Devisen-Umtausch und Techniken, die den Trades der Großen an der Börse folgen.

Okay, genug gemeckert. Hier kommt mal etwas richtig Konstruktives. Die Fast Company (1), 1995 von zwei ehemaligen Redakteuren des Harvard Business Review gegründet, hat gestern ihre neueste Rangliste der innovativsten Firmen der Welt heraus gegeben. Ich habe davon einiges für mein Buch ausgewertet. Was mir mit Blick auf diesen Blog besonders gefallen hat, war die Liste (es gibt einige nach Branchen) der innovativsten Finanz-Firmen.

Wer sich 15 Minuten Zeit lässt und sich vier oder fünf der hier vorgestellten Finanz-Pioniere in Ruhe anschaut, kriegt Kuller-Augen. Da tut sich wirklich enorm viel auf diesem Gebiet, das die meisten von uns – weil sie traditionell auf die herkömmlichen Banken schauen – für nicht besonders innovativ halten, eigentlich das genaue Gegenteil.

Überweisungen per eMail

Willkürlich wie ich bin, greife ich mal vier dieser Firmen heraus, zum schnellen Click-Check.

1   Square – Das Unternehmen (2) hat ein eMail-basiertes Überweisungs-System entwickelt. Vielleicht ist das die simpelste Art Geld zu überweisen, wie die Jungs von der Fast Company anmerken. Von Square stammt die App “Cash”, die Mobil-Anwendern kostenfreie Überweisungen via eMail ermöglicht. Der Absender hängt seine Debit-Karte ans das Mobilgerät, der Empfänger kann das Geld direkt ins Girokonto transferieren. Nach ein bis zwei Tagen ist das Geld da.

2  TransferWise – Haben ein Peer-to-Peer-Netzwerk kreiert, das zu minimalen Kosten Devisen-Umtausch ermöglicht, etwa 0,5 Prozent der Transaktion. Wenn´s die Bank macht, können das leicht 4-5 Prozent sein. Mit dieser Dienstleistung kann Geld in einer anderen als der selbst genutzten Währung überwiesen werden. Das Unternehmen (3) wurde 2011 gestartet, von Taavet Hinrikus, dem ersten Skype-Beschäftigten, und Kristo Käärmann, einem Expat, dem es nicht gefiel, ständig für Devisen-Überweisungen so viel zu bezahlen.

Achtung: Die machen das nicht mit allen Währungen, zum Beispiel nicht mit meinem Kanada-Dollar. Bisher sind es lediglich 20 Währungen. Dafür aber mit US Dollar, Euro, Pfund, Schweizer Franken, Aussie-Dollar, Renminbi und Singapur-Dollar (bald auch D-Mark?). TransferWise hat bereits für 400 Millionen Dollar Transaktionen abgewickelt.

Kleinanleger verfolgen große Fische

3   eToro – Eine Plattform (4) die es den Kleinanlegern erlaubt, den großen Fischen mit ihren Trades zu folgen (bitte auf Lichtgeschwindigkeit einstellen, falls das ein Nanocomputer ist). Die Gurus, die einige ihrer Trades preisgeben, bekommen 10 Dollar im Monat für jeden Nachahmer. Die Kleinanleger sollen im Schnitt ihre Performance um 10 Prozent verbessern. Das werde ich demnächst mal ausprobieren und dann hier im Blog meine Erfahrungen aufschreiben (wenn ich nicht vorher aus dem Fenster im 1. Stock gesprungen bin).

4 Estimize – (5) Designed, um den dominierenden Wall Street-Analysten einen 8er ins gut geschmierte Rad zu drehen. Jeder, der sich etwas mit Spreadsheets, Mathe und Wirtschaft auskennt, kann seine Prognosen für Gewinne der berichtenden Börsenfirmen abgeben. Es dürfen offenbar aber auch Fondsmanager und unabhängige Analysten mitmachen, so 3.700 alles in allem. Der Clou: Die schlagen die Profis an der Wall Street angeblich in 70 Prozent der Fälle und sind im Schnitt 14 Prozent akkurater.

Bloomberg zeigt die Estimize-Prognosen auf seinen Terminals neben den Profi-Vorhersagen. – Yeahhhh, ich und Vettel auf der Autobahn nebeneinander, aber ich mit dem besseren Benzin. War das jetzt ein passender Vergleich?

 

Weiterführende Hinweise:

(1) Fast Company: http://www.fastcompany.com/about-us

(2) Square: https://squareup.com/ca

(3) TransferWise: https://transferwise.com

(4) eToro: http://www.etoro.com/

(5) Estimize: http://estimize.com/

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Über Markus Gaertner

Markus Gaertner war über viele Jahre freier Wirtschafts-Korrespondent mit Sitz in Vancouver. Heute arbeitet er für den Kopp-Verlag. Weitere Artikel

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