Henkel tritt für die AfD an

Lange war Ex-BDI-Präsident Hans-Olaf Henkel Anhänger der FDP. Nun ist er der AfD beigetreten – und soll auf einem vorderen Listenplatz bei der Europawahl kandidieren.

 

Lange hat er die Alternative für Deutschland zappeln lassen und der Partei einiges abgerungen, bis er nun diesen Schritt ging: Hans-Olaf Henkel, einst ein großer Anhänger der FDP, bekennt sich zur AfD. Ursprünglich hatte er dies schon wenige Tage vor der Bundestag tun wollen, es dann aber doch wieder einmal gelassen.

Nun, da ihm die AfD-Spitze eine herausgehobene Stellung im kommenden Europawahlkampf zusicherte, ist Henkel der AfD beigetreten. Er soll auf einem der vorderen Listen-Plätze für das Europaparlament kandidieren. Offiziell entscheidet die AfD aber erst beim Parteitag am 25. Januar in Aschaffenburg über die Liste.

Henkels Beitrittsdatum war der 12. Dezember 2013. Und Parteichef Bernd Lucke macht keinen Hehl daraus, wie froh er über den prominenten Neuzugang ist. „Ich freue mich, dass Hans-Olaf Henkel seine politische Heimat in der AfD gefunden hat und eine wichtige Rolle in der weiteren Entwicklung der Partei spielen wird“, sagte Lucke der „Welt“. Über die Aufstellung der Liste entscheidet die AfD erst beim Parteitag am 25. Januar in Aschaffenburg.

Direkte Konkurrenz für den Parteichef

Seit Wochen wird in der AfD heftig um die vorderen Kandidatenplätze auf der Liste zur Europawahl gebuhlt. Hinter Lucke, der die Liste anführen soll, drängte außer Henkel auch der Staatsrechtler und Euro-Kritiker Karl Albrecht Schachtschneider auf eine aussichtsreiche Kandidatur. Doch sein Werben wurde von der AfD nicht erhört. Nach Informationen der „Welt“ aus Parteikreisen, versagten die Parteiführung dem Staatsrechtler die nötige Unterstützung. Daraufhin zog Schachtschneider zurück.

Mit dem 72 Jahre alten Henkel hat die AfD ein prominentes Mitglied hinzugewonnen. Der frühere Präsident des Bundesverbandes der Industrie (BDI) und ehemalige IBM-Manager ist auch über die Grenzen Deutschlands hinaus bekannt. Er lebte viele Jahre in Frankreich und kennt seither die Ökonomie des Nachbarlandes wie nur wenige Deutsche.

So sehr sein Bekanntheitsgrad der Partei helfen mag, so sehr tritt er aufgrund seiner Außenwirkung aber auch in direkte Konkurrenz zum Parteivorsitzenden Lucke. Beide sind gern gesehene Talkshow-Gäste. Und Henkel veröffentlichte in den vergangenen Jahren gleich zwei Euro-kritische Bücher, über deren Inhalt er landauf, landab gut besuchte Vorträge hält.

Umstrittene Tätigkeit bei Merrill Lynch

Nicht nur von Linken, auch innerhalb der AfD wird Henkels Nähe zur Finanzindustrie argwöhnisch beobachtet. Gemeint ist seine Tätigkeit für das Unternehmen Bank of America Merrill Lynch.

Henkel repräsentiert das Deutschland-Büro der beiden nach der schweren Finanzkrise des Jahres 2008 fusionierten Unternehmen. Somit ist er ein Exponent jener Branche, der vorgeworfen wird, aus der europäischen Schuldenkrise durch gezielte Spekulationen eine manifeste Finanzkrise gemacht zu haben.

Weil Merrill Lynch einen Berg von giftigen Papieren und wertlosen Subprime-Krediten in der Bilanz hatte, musste die Bank 2007 Wertberichtigungen in Höhe von 23,2 Milliarden Dollar vornehmen und war reif für die Fusion mit der Bank of America. Auch heute ist die Bank noch nicht aus den Negativschlagzeilen. Rund 1200 dunkelhäutige Mitarbeiter verklagten die Bank wegen rassistischer Diskriminierung. In diesem Jahr ließ sich Merrill Lynch auf einen Vergleich über 160 Millionen Dollar ein.

Die FDP hält Henkel heute für „unwählbar“

Politisch stand Henkel bis zur europäischen Finanzkrise immer auf der Seite der Liberalen. Im „deutschen Meer der Gleichmacherei“ sei ihm die FDP immer wie ein liberaler Fels in der Brandung erschienen, sagte er auf einer Pressekonferenz der AfD wenige Tage vor der Bundestagswahl im September 2013.

„Liberale Leuchttürme wie mein Soziologieprofessor Ralf Dahrendorf und der frühere FDP-Chef Otto Graf Lambsdorff, übrigens beides Euro-Gegner der ersten Stunde, garantierten einen klaren Kurs.“ Spätestens aber mit der schwarz-gelben Euro-Rettungspolitik sei die FDP für „unwählbar geworden“.

Damals begleitete er zunächst die Freien Wähler und sprach auf deren Veranstaltungen. Dann wandte er sich den Leuten um Bernd Lucke zu und gründete mit ihnen die Wahlalternative 2013, aus der schließlich die AfD hervorging.

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Über Günther Lachmann

Der Publizist Günther Lachmann befasst sich in seinen Beiträgen unter anderem mit dem Wandel des demokratischen Kapitalismus. Er veröffentlichte mehrere Bücher, darunter gemeinsam mit Ralf Georg Reuth die Biografie über Angela Merkels Zeit in der DDR: "Das erste Leben der Angela M." Kontakt: Webseite | Twitter | Weitere Artikel

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