Die USA werden die Geldschleusen nicht schließen

Nach den Kriterien der US-Zentralbank rutschen die USA in eine Deflation, die Preise sinken. Es droht eine zweite Enttäuschung an den voreiligen Märkten – oder eine weiter Finanz-Bombe ?

Alle warten auf das sogenannte „Tapern“, also die angekündigte Maßnahme, dass die US-Zentralbank Federal Reserve (Fed) die derzeitigen monatlichen Käufe von US-Staatsanleihen zurückfahren wird? In der vergangenen Woche hat die Fed noch gekniffen. Doch schon im Oktober, sagen manche Beobachter voraus, könnten die US-Geldhüter nun das tun, was sie am 18. September zur Überraschung fast aller nicht taten: Den Fuß etwas vom Gaspedal nehmen.

Ich würde nicht darauf wetten. Zur Begründung reicht ein Blick in die aktualisierte Tabelle der Fed-Zweigstelle in St. Louis zum „Personal Consumption Expenditures Price Index“, jener Messlatte, die die Fed im Visier hat, wenn sie die Einhaltung ihres Inflationsziels von 2 Prozent überprüft.

Japans Nachbrenner

Dieser Index ist im zweiten Quartal gesunken. Das heißt, die USA sind nach den Kriterien der Fed aktuell in einer Deflation, die Preise sinken. Darauf macht heute auch Bloomberg aufmerksam und fragt völlig zurecht: „Wo bleibt die Panik über die Deflation?“

Hier kommen die Zahlen von der Webseite der Fed-Zweigstelle in St. Louis:

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Zu einem vergleichbaren Zeitpunkt schaltete die japanische Regierung im Frühjahr den geldpolitischen Nachbrenner ein, setzte den alten Notenbankchef ab, und ließ den neuen eine Verdoppelung der Geldmenge bis Ende 2014 verkünden.

Kamikaze-Akt

Preisentwicklung in den USA

Preisentwicklung in den USA

Dieser Kamikaze-Akt droht in den USA nicht unmittelbar. Bekanntlich will die Fed erst einmal lediglich nicht von der Überholspur. Und die sinkenden Preise waren bisher nur im zweiten Quartal zu beobachten. Wenn sich diese Entwicklung jedoch im dritten Quartal bestätigt, kann sich schnell alles ändern.

Ich würde jedenfalls nicht darauf wetten, dass die US-Notenbank im Oktober nachholt, was sie in der Vorwoche unterließ. Es droht eine zweite Enttäuschung an den voreiligen Märkten.

Oder eine QE4-Bombe ?

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Über Markus Gaertner

Markus Gaertner war über viele Jahre freier Wirtschafts-Korrespondent mit Sitz in Vancouver. Heute arbeitet er für den Kopp-Verlag. Weitere Artikel

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