Ein heißer Krisensommer kündigt sich an

Die Börse in Athen schmiert auf ein Zwei-Monats-Tief ab. In Spanien und Italien schießen die Risikoaufschläge in die Höhe. Und Finanzminister Wolfgang Schäuble spielt auf Zeit.

 

Kommt die nächste große Finanzkrise? Während in den USA die Angst vor einer Zinswende wächst, deutet sich in Europa die Rückkehr der Eurokrise an. Doch die Eurogruppe macht in Business as usual – und knausert, wo sie kleckern müsste.

Es sollte die gute Nachricht des Tages werden: “Eurogruppe beschließt Eckpunkte für Bankenhilfe”, meldet die “Süddeutsche”. Ein Jahr nach einem Grundsatzbeschluss der EU-Chefs einigten sich die Finanzminister auf die Prinzipien.

Doch wie so oft in Euroland kommt die Hilfe zu spät – erst Ende 2014 soll es losgehen. Und es ist zu wenig: Nur 60 Milliarden Euro können wankende Banken künftig direkt aus dem Rettungsfonds ESM erhalten.

Märkte reagieren negativ

Mit dieser Summe lässt sich weder eine Bankenkrise wie in Spanien abfedern. Noch kommt die Hilfe rechtzeitig, um Irland oder Portugal zu entlasten, die an die Märkte zurückkehren wollen, dabei aber auf Entlastung angewiesen sind.

Schlimmer noch: Während die Eurogruppe tagte, wurde bekannt, dass auch schon wieder das Hilfsprogramm für Griechenland wackelt. Der IWF drohe mit einem Zahlungsstopp, meldete die britische FT.

Die Meldung wurde zwar später dementiert, doch dafür wurde bekannt, dass sich auch mehrere Zentralbanken sträuben, Griechenland weiter Geld zu leihen. Zudem ist die griechische Regierungskoalition geplatzt. Nach der brutalen Schließung des Staatsrundfunks ist die demokratische Linke ausgestiegen. So weit, so gut (für jeden Demokraten).

Doch die Märkte reagieren überaus negativ. Die Börse in Athen schmiert auf ein Zwei-Monats-Tief ab, die Risikoaufschläge schießen in die Höhe.

Die Kropolis in Athen / Quelle: Wikipedia/Fantasy

Die Kropolis in Athen / Quelle: Wikipedia/Fantasy

Zwar ist Griechenland nicht von den Märkten abhängig, es wird ja aus dem ESM refinanziert. Doch die Unruhe könnte sich bald auf andere Eurokrisen-Länder ausweiten.

Realwirtschaft blutet aus

In Spanien und Italien gehen die Spreads schon hoch. Wir sind zwar noch weit von kritischen Werten entfernt, doch es sieht ganz nach einem heißen Krisensommer aus

Fehlt noch jemand?

Ach ja: Zypern: Obwohl das “Rettungs”-Programm für die Insel ganz offensichtlich gescheitert ist – 21Prozent der Bankeinlagen sind futsch, die Realwirtschaft blutet aus – wollen die Finanzminister nicht nachbessern.

Alles wackelt, nur einer steht: Finanzminister Wolfgang Schäuble, der sich jeder Änderung entgegensetzte und auf Zeit spielte. Nun gut, der Mann macht Wahlkampf. Da kann und will er wohl keine Fehler einräumen.

Aber nach der Bundestagswahl muss er bzw. sein Nachfolger wieder Feuerwehrmann spielen – wetten?

Mehr Beiträge von Eric Bonse finden Sie hier: Lost in Euope

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Über Eric Bonse

Weltbürger und überzeugter Europäer aus Düsseldorf, ging 1996 als Journalist nach Paris und beobachtet seit 2004 das Raumschiff Brüssel. Kontakt: Webseite | Weitere Artikel

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