Unterschlagen Demoskopen die AfD in der Sonntagsfrage?

Die Alternative für Deutschland sorgt für Aufsehen. Dennoch kommt sie in den Umfragen nicht über drei Prozent? Wir da manipuliert?

 

Auffallend schnell hat es die neue Partei, die sich als Alternative zum gesamten deutschen Parteiensystem darstellt, in die Meinungsumfragen zur Bundestagswahl geschafft. In den aktuellen Statistiken der meisten Institute liegt die Alternative für Deutschland (AfD) zwischen zwei und drei Prozent.

Gleichwohl beschwerten sich in den vergangenen Wochen wiederholt Teilnehmer der sogenannten Sonntagsfrage bei der „Welt“ über die ihrer Ansicht nach schlechte Platzierung der AfD. Sie behaupteten, die AfD werde von den Demoskopen nicht hinreichend abgefragt und dümple deshalb in den Umfragen deutlich unterhalb der Fünf-Prozent-Hürde.

Hoch der Freien Wähler

Gelegentlich wurde von den Kritikern auch an die Umfrageergebnisse der Freien Wähler aus dem vergangenen Jahr erinnert. Die lagen im Juli 2012 in einer Emnid-Umfrage bei sage und schreibe 17 Prozent. Emnid wähnte vor allem abtrünnige FDP-Anhänger auf dem Weg zu den Freien Wählern. Von ihnen könnten sich 26 Prozent vorstellen, für die Freien Wähler zu votieren, berichteten die Demoskopen vor einem Jahr. In derselben Umfrage landeten übrigens auch die Piraten bei 17 Prozent.

Verglichen damit nehmen sich die zwei bis drei Prozent für die schlagzeilenträchtige AfD bescheiden aus. Allerdings tauchen die Freien Wähler heute in den Umfragen zur Bundestagswahl gar nicht mehr auf. Und die Piraten segeln weit unter den früheren Vorhersagen. Sind die Meinungsforscher also vorsichtiger geworden und haben ihre Fragestellung verändert? Fragen sie überhaupt noch nach den neuen Parteien?

Umfragetechniken

Nachfragen der „Welt“ bei den Meinungsforschern ergaben jedenfalls keinerlei Hinweise darauf, dass die AfD von den Demoskopen benachteiligt wird. Auch die unterschiedliche Herangehensweise der Institute lässt einen solchen Schluss nicht zu.

Gehört die AfD mit dazu oder nicht? / Foto: GEOLITICO

Gehört die AfD mit dazu oder nicht? / Foto: GEOLITICO

Hier nun die Umfragetechniken einiger ausgewählter Institute zur sogenannten Sonntagsfrage:

  • Emnid fragt die aktuelle Parteienpräferenz telefonisch ab. Dabei liest der Anrufer eine Liste von Parteien vor. Auf dieser Liste stehen aktuell CDU, CSU, FDP, SPD, Die Grünen, Die Linke und die Piraten, also nur die Parteien, die aktuell in Parlamenten vertreten sind. Ist der Favorit des Angerufenen nicht unter den gelisteten Parteien, werde er aufgefordert, die Partei zu nennen, die er wählen würde. Hier sei die AfD zuletzt häufiger genannt worden und so in der Umfrage vom 2. Juni mit zwei Prozent ausgewiesen worden.
  • InfratestDimap konfrontiert die Angerufenen nicht mit einer Liste, sondern lässt die Antwort offen. Auf die Frage „Welche Partei würden Sie wählen, wenn am Sonntag ein neuer Bundestag gewählt würde?“ kann der Befragte also sofort die von ihm favorisierte Partei nennen. So kam die AfD am 31. Mai auf drei Prozent.
  • Forsa geht genauso vor wie Infratest. Das Institut wies die AfD am 5. Juni mit ebenfalls drei Prozent aus.
  • Das Institut für Demoskopie Allensbach fragt nicht fernmündlich ab, sondern sucht die Wähler noch persönlich auf. Dabei wird den Befragten eine Liste mit Parteien überreicht auf der aktuell die CDU, CSU, FDP, SPD, Die Grünen, Die Linke, Piraten, AfD und die NPD vertreten sind. Auf Frage der „Welt“, warum die AfD bereits auf der Liste stehe, obwohl sie bisher in keinem Parlament vertreten ist, teilte das Institut mit: „Die AfD wird in den Medien aber auch in unseren Interviews zur Frage , Kenn Sie die Partei’ relevant genannt. Darum haben wir sie in die Liste aufgenommen.“

Geschrieben für „Die Welt

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Über Günther Lachmann

Der Publizist Günther Lachmann befasst sich in seinen Beiträgen unter anderem mit dem Wandel des demokratischen Kapitalismus. Er veröffentlichte mehrere Bücher, darunter gemeinsam mit Ralf Georg Reuth die Biografie über Angela Merkels Zeit in der DDR: "Das erste Leben der Angela M." Kontakt: Webseite | Twitter | Weitere Artikel

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