Britische Botschaften bereiten sich auf Euro-Kollaps und soziale Unruhen vor

Hier geht's zur Story im TelegraphIn der britischen Regierung werden offenbar bereits konkrete Szenarien für einen Zusammenbruch des Euros durchgespielt. Dabei rechnen sie angeblich sogar mit sozialen Unruhen. Wie die britische Zeitung „The Telegraph“ berichtet, seien die britischen Botschaften in Europa bereits angewiesen worden, konkrete Hilfspläne für ihre Landsleute zu erstellen.

Der bereits am 25. November veröffentlichte Beitrag ist bis heute in Deutschland weitgehend unbemerkt geblieben. „Während die italienische Regierung um neue Kredite ringt und Spanien ernsthaft überlegt, ausländische Hilfe anzufordern, haben britische Minister auf privater Ebene davor gewarnt, dass der Zerfall des Euros, einst undenkbar, heute zunehmend plausibel wird“, schreibt der „Telegraph“.

Britische Diplomaten bereiteten sich bereits auf den Ernstfall vor. Dazu zähle Hilfe bei einem Banken-Kollaps. Es würden aber auch Rettungsmaßnahmen für den Fall geplant, dass die Schuldenkrise soziale Unruhen auslöse. Bereits zu Beginn des Monats habe das Finanzministerium entsprechende Nachfragen bestätigt.

Sollte dies so sein, bestätigt damit erstmals eine Regierung der Europäischen Union, dass der Zusammenbruch des Euros inzwischen wohl nicht mehr vollends ausgeschlossen wird. Die Nachricht aus London dürfte die Finanzmärkte noch weiter verunsichern und die Refinanzierung der angeschlagenen EU-Staaten so gut wie unmöglich machen.

Nach Angaben des „Telegraph“ soll ein „ranghoher Minister“ gesagt haben, der Zusammenbruch des Euros sei lediglich noch „eine Frage der Zeit“. „Es ist in unserem Interesse, dass sie auf Zeit spielen“, zitiert die Zeitung den namentlich nicht genannten Minister. Damit sind offenbar die Staats- und Regierungschefs der Eurozone gemeint. „Dadurch haben wir mehr Zeit für unsere Vorbereitungen“, soll der Minister gesagt haben.

Der „Telegraph“ beruft sich zudem auf Analysten, die bereits vor geraumer Zeit vor den Folgen eines Euro-Zusammenbruchs gewarnt hätten. Ihnen zufolge würden „die Schockwellen eines solchen Ereignisses möglicherweise den Zusammenbruch des gesamten Finanzsystems“ bewirken. Banken wären dann nicht mehr in der Lage, Geld an private Einleger auszubezahlen.

In dieser Woche habe die britische Finanzmarktaufsichtsbehörde angewiesen, ihre Notfallpläne für den Fall eines Euro-Zusammenbruchs zu aktivieren. „Einige Wirtschaftsfachleute glauben, dass ein Zusammenbruch des Euros im schlimmsten Fall das Bruttoinlandsprodukt in den Mitgliedsstaaten halbieren und Massenarbeitslosigkeit auslösen könnte“, schreibt der „Telegraph“.

Günther Lachmann am 29. November 2011 für Welt Online

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Über Günther Lachmann

Der Publizist Günther Lachmann befasst sich in seinen Beiträgen unter anderem mit dem Wandel des demokratischen Kapitalismus. Er veröffentlichte mehrere Bücher, darunter gemeinsam mit Ralf Georg Reuth die Biografie über Angela Merkels Zeit in der DDR: "Das erste Leben der Angela M." Kontakt: Webseite | Twitter | Weitere Artikel

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